Weniger Halte der Regionalbahnen im Löwenberger Land auf Antrag der Templiner Fraktion CDU/FDP?

Liebe Bürgerinnen und Bürger,

ein aktueller Bericht der MOZ (hier zum Bericht: Bahn soll Dörfer in Oberhavel nicht mehr stündlich anfahren) sorgt für Aufsehen und Fragezeichen bei allen Pendlern. Im März 2020 sollen Abgeordnete der Stadtverordnetenversammlung in Templin über einen Antrag der Fraktion CDU/FDP zum Thema ÖPNV abstimmen. Konkret geht es darum, Templin durch den Wegfall von Haltestellen auf der Regionalbahnlinie 12 Richtung Berlin schneller an die Hauptstadt anzubinden:

Nach dem Start in Templin Stadt würde die Regionalbahn 12 nur noch in Zehdenick, Löwenberg und in Oranienburg halten. Die übrigen Haltestellen Templin, Hammelspring (Uckermark), Vogelsang, Zehdenick-Neuhof, Bergsdorf, Grüneberg, Nassenheide und Sachsenhausen würden lediglich noch jede zweite Stunde angefahren, was zu einer Zeitersparnis führen soll.

Auszug aus dem Bericht der MOZ

Wir haben uns die Arbeit gemacht und uns die entsprechende Beschlussvorlage aus dem lobenswerten Ratsinformationssystem der Stadt Templin besorgt. Abzurufen ist diese unter: https://templin.ratsinfomanagement.net/vorgang/?__=UGhVM0hpd2NXNFdFcExjZUwaq8IyUvb22_Yd3jFTPs8

Das Ganze hat nur etwa drei Minuten gedauert. Außerdem haben wir eine Rückrufbitte auf dem Mobiltelefon der Fraktionsvorsitzenden der Fraktion CDU/FDP hinterlassen. Auch diese Daten waren leicht und bürgerfreundlich zu finden. In unserem Wahlprogramm forderten wir ebenfalls das Bereitstellen eines Gemeindeinformationssystems. Das der Stadt Templin funktioniert sehr gut.

Soweit, so gut. Aber was steht denn nun genau in der Beschlussvorlage:

[…] Ziffer 1 und 2 soll[en] erforderlichenfalls mit einem stündlichen Wechsel zwischen der bisherigen Anbindung von Bedarfshaltestellen und dem Ziel Ostkreuz mit “Sprinter”-Zügen, die nur von Templin Stadt, Zehdenick, Löwenberg und evtl. Oranienburg halten und dem Zielbahnhof Gesundbrunnen erreicht werden.

[…]

Nahziel ist die Umstellung des bisherigen Fahrplans und Streckensystems dahingehend, dass nur noch im 2 Stunden-Takt die bisherigen Bedarfshaltestellen der Ortsteile und Haltepunkte bedient werden, die die Fahrzeit erheblich verlängern.
Dazwischen sollen im 2 Stundentakt nur wenige größere Bahnhöfe (z.B. Zehdenick, Löwenberg und Oranienburg) bedient werden, um die Fahrzeit zu verkürzen, ein Umsteigen in Oranienburg zu vermeiden und den Bahnhof Berlin-Gesundbrunnen in 70 Minuten zu erreichen.

Auszug aus dem Antrag

Wir verstehen das wie folgt und analog zur MOZ: Um 8 Uhr (fiktive, beispielhafte Abfahrtszeit) fährt die RB 12 ganz normal wie jetzt auch mit allen Haltestellen von Templin Stadt aus nach Berlin. Um 9 Uhr fährt sie dann nur über Templin Stadt, Zehdenick, Löwenberg und EVENTUELL Oranienburg. Erst um 10 Uhr können wieder Pendler aus z. B. Grüneberg und Nassenheide von ihrem Wohnorten aus nach Berlin pendeln. Gleiches gilt für die Rückfahrten von Berlin aus.

Das macht – gelinde gesagt – keinen Sinn für Pendler zwischen Templin und Oranienburg. Allein die Formulierung, man würde die Kreishauptstadt Oranienburg EVENTUELL als Halt einplanen, lässt uns stutzen. Oranienburg ist Arbeitgeberstadt und nicht nur Umstiegsbahnhof. Mitglieder unserer Wählergruppe sind selbst Pendler auf dieser Strecke. Pendler aus dem Löwenberger Land wegen der Haltestellen als Hindernisse auf dem schnellen Weg nach Berlin auszugrenzen und nur jede zweite Stunde zum ÖPNV zuzulassen, scheint wenig fortschrittlich. In Zeiten wie diesen, in denen man allein aus ökologischen Gründen möglichst viele Menschen mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit pendeln lassen will und muss, kann ein derartiger Schritt zurück auf dieser wichtigen Verbindung keine Option sein.

Sinn könnte ein Sprinter nur machen, wenn er ZUSÄTZLICH zu der zweifelsfrei stark und immer stärker frequentierten Strecke Templin/Berlin eingesetzt würde. Gern im Zweistundentakt oder gar stündlich als Alternative für alle, denen die jetzige Verbindung zu lange dauert. Darüber kann man reden und es würden sich positive Effekte ergeben.

Wir warten auf den Rückruf der Fraktionsvorsitzenden und werden dann noch einmal berichten. In der jetzigen Form verfehlt der Antrag das landesweite Ziel, ÖPNV bürgernah anzubieten und steht im Widerspruch zu den Interessen der meisten Pendler im Löwenberger Land. ÖPNV muss stärker und vor Ort realisiert und nicht zurückgestuft werden. Dass man dafür Züge mit alternativen Antriebskonzepten (wie im Antrag formuliert) einsetzen sollte, ist selbstverständlich.

Ihre FDL


Update 12.02.2020, 16:26 Uhr: Wir freuen uns, dass wir dieses Mal sogar schneller in der Stellungnahme und Berichterstattung zu dem Thema waren, als die MOZ. Aber immerhin ist man sich einig im Löwenberger Land und in Zehdenick: Bürgermeister protestieren gegen Templiner Vorstoß

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